Laurentiuskirche zu Culitzsch


Es ist nicht bekannt, wann im Dorf Culitzsch, das erstmals 1388 urkundlich erwähnt wurde, das erste
Gotteshaus errichtet wurde. Allerdings gibt es Hinweise, dass bereits im 10. und 11. Jahrhundert
regionale Wallfahrten nach Culitzsch stattfanden. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts soll dann Papst
Clemens V. eine Wallfahrt nach St. Laurentius gestiftet haben. Der mutmaßliche Ort einer Kapelle
respektive eines Kirchenbaues dürfte in etwa am Platz der heutigen Kirche, mithin an der alten
Salzstraße nach Kirchberg und weiter Richtung Böhmen gelegen haben.
Die heutige Laurentiuskirche hatte einen Vorgängerbau über dessen Gestalt und Ausstattung leider
nahezu nichts bekannt ist, da entsprechende Unterlagen offenbar bei einem Brand im Amt zu
Wiesenburg vernichtet wurden. Sicher ist lediglich, dass der Laurentiusaltar des Zwickauer Bildhauers
Peter Breuer aus dem Jahre 1504 Hauptaltar eben dieser
Kirche war.
Bekannt ist jedoch, dass die Kirchvorsteher David Werner
und Gotthold Gerber aus Culitzsch sowie Georg Meyer
und Georg Gottlieb Böttcher aus Wilkau 1766 im Amt
Wiesenburg den bau-, ja hinfälligen Zustand ihrer Kirche
beklagten. Sachverständige hätten – so ihr Vortrag – den
Rat gegeben, dass allein durch Flickwerk nichts
Dauerhaftes werden könne: lieber die Kirche ganz
wegreißen und eine neue bauen. Die gesamte Kirchfahrt hätte diesem Vorschlag zugestimmt. Zu ihrer
großen Enttäuschung konnten sich dafür aber weder Amtmann noch Superintendent erwärmen. Es
kam vielmehr zu einer Lokalexpedition, bei der – man kann die Freude der Kirchvorsteher erahnen –
festgestellt wurde, dass die Gemeinden am Verfall ihrer Kirche fast allein Schuld hätten!
Trotz dieser Watsche wurde nun doch vorgeschlagen, ein neues Gotteshaus auszuführen. Es dauerte
lange 4 Jahre bis schließlich am 29. Mai 1770 der Grundstein gelegt, am 4. August 1770 der neue
Kirchenbau gehoben und endlich im November 1772 die Kirche vollendet und der Knopf auf die
Turmspitze gesteckt werden konnte. Über die Einweihung schweigen die Akten – leider.
Wahrscheinlich erfolgte sie am Kirchweihfest des darauffolgenden Jahres.
Der damalige Pfarrer der Gemeinde, Johann Benjamin Petzold, war zu Beginn der Bauaktivitäten 65
Jahre alt. Die Lasten des Alters und des Amtes machten sich bereits zunehmend bemerkbar. Beim Tod
eines Gemeindegliedes wandern seine Gedanken auf das
eigene Ende hin. Er schreibt über den Eintrag ins Sterberegister voller
Gottvertrauen und Zuversicht: „Alle wolle Jesus segnen, die noch leben
hier auf Erden, und im Himmel segne Jesus, welche dies Jahr werden
sterben. Soll auch dieses Jahr mein letztes sein in diesem Jammertal,
so führ mich Herr, in‘ Himmel ein zur auserwählten Zahl. Und also leb
und sterb ich dir – mein Heiland, Herr und Gott. Im Tod und Leben hilfst du
mir aus aller Angst und Not.“
Mitten in der Freude über das Hebefest und mitten im Arbeitstrubel
erlitt seine Frau einen Schlaganfall und starb am 10. September 1770
„unter – so die Chronik – andächtigem Lesen in Arndts wahrem
Christentum. „Betrübte, die ihr Tod tief hin zur Erde beuget, gebärdet
euch nur so, wie Hiobs Beispiel zeiget – sprecht aber auch wie er mit Gott
ergebnem Geist: Des Herren Name sei gelobet und gepreist! So Petzold in einer Grabschrift für die
Verstorbene – Gotteslob angesichts eines so schmerzlichen Verlustes.
Damit war das Maß des Leidens jedoch noch nicht voll. Am 29. Mai 1771 entzündete ein Blitz die
Pfarrscheune und in der Folge nicht allein die Pfarrwohnung, Ställe, Scheunen und Schuppen, sondern
auch die Schule und drei Bauerngüter. Bei all dem waren die Jahre 71 und 72 ausgesprochene
Hungerjahre. Nässe und Kälte führten zu Ernteausfällen und einer nie dagewesenen Teuerung.
Gleichwohl vermerkt Petzold in den Akten, dass in seiner Gemeinde zumindest niemand denn Hungers
gestorben ist – Dankbarkeit allein des nackten Überlebens willen. Er selbst starb mitten im Dienst

während einer Eintragung ins Taufbuch am 17. Februar 1776. Die Grabplatte vor den Altarstufen
erinnert die Gemeinde an ihn und seine Ehefrau.
Der Kanzelaltar der neuen Kirche wurde von Tischlermeister Möckel aus Kirchberg erstellt, ebenso das
Gestühl unterteilt nach Frauensitzen in der Mitte des
Schiffs und Männersitzen entlang der Nord- und
Südwand. Da der Tischlermeister mit den für den
Barockaltar vorgesehenen beiden Cherubs offensichtlich
überfordert war, bediente er sich einfach am
spätgotischen Breuer-Altar, dem er vier Skulpturen
entnahm und in seinen Altar einfügte. Um sie Altar und
Kirche anzupassen, wurden sie einfach weiß
übermalt. Die anderen Teile des alten Altars landeten
zunächst auf dem Kirchboden der neuen Kirche, später – nämlich in der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts – im Freiberger Museum.
In der Kirche waren jeweils unter den Emporen zunächst zwei Betstübchen eingebaut, die vom Besitzer
des Wilkauer Kupferhammers sowie der Pfarrfamilie genutzt, später jedoch entfernt wurden.
1884 erhielt die Kirche eine Orgel des Bornaer Orgelbaumeisters Urban Kreutzbach, dem „Silbermann
des 19. Jahrhunderts“, die 1960-63 umdisponiert wurde. Sie verfügt über zwei Manuale und ein Pedal.
In den 40-er Jahren des letzten Jahrhunderts
entstand im Landesamt für Denkmalpflege
erstmals die Idee, die diversen Teile des Breuer-Altars
wieder zusammen zu führen. Realisiert konnte sie jedoch
erst in den 90-er Jahren werden. Einige Jahre zuvor
waren bereits die Altarteile aus dem Freiberger
Museum zurück nach Culitzsch geholt worden. Die
Skulpturen wurden an den Wänden der Kirche
aufgestellt, der Schrein auf dem Aufgang zur Empore, die
Altarflügel mit den bemalten Rückseiten links und rechts vom Barockaltar. Die Bedingungen in der
Kirche waren allerdings für die Kunstwerke außerordentlich ungünstig. Zudem schied eine erneute
Aufstellung des spätgotischen Werkes als Hauptaltar der Kirche wegen der Zusammengehörigkeit von
Bau und Ausstattung der Kirche aus der Zeit um 1770 aus.
Im Hinblick auf eine mögliche Wiedereingliederung des Breuer-Altars in den Kirchenbau wurde 1993
zunächst der Barockaltar restauratorisch untersucht, wobei das besondere Augenmerk der Fassung
der vier Breuer-Figuren galt, die 1770 in den Altar eingefügt worden waren. Dabei war der Hl.
Laurentius, indem man ihm statt des Lattenrostes einen Kelch in die Hand gab, in Johannes den
Evangelisten umgewandelt worden. Im Zuge der weiteren Restaurierung wurden 1997 von den vier
Figuren Abgüsse erstellt, die im Barockaltar die Funktion der wieder in den Breuer-Altar

zurückgeführten Originale übernahmen. Der Barockaltar wurde bis auf die ursprüngliche Polierweiß-
Fassung freigelegt. Leider war diese von späteren dunklen Übermalungen so weit durchdrungen, dass

eine deckende polierbare Farbe aufgetragen werden musste. Ein Teil der Vergoldungen wurde
übervergoldet und patiniert.
In seiner neuen dem Erstzustand nachempfundenen Fassung hat der Altar seine schlanke, den Raum
beherrschende Wirkung zurückgewonnen. Parallel zum Barockaltar wurde der spätgotische Altar
restauriert und vervollständigt und fand seinen Platz unter der rechten Empore.
Die denkmalpflegerischen Arbeiten erfolgten durch die Diplom-Restauratoren Anke und Jan
Großmann Dresden.